Atlas der Welterkundung
Andrea de Porti
Als Zeitalter der Entdeckungen gilt allgemein die Epoche von Magellan, da Gama und Columbus. Dass aber das 19. und 20. Jahrhundert genauso erfolgreiche und kühne Entdecker aufzuweisen haben, wird oft übersehen. Dieser prächtige Band versammelt die Geschichten und die Leistungen der wichtigsten Entdecker, Forschungsreisenden und Abenteurer im Dienste der Wissenschaft, die unser heutiges Bild der Welt geprägt haben. Zur Entdeckung der Erde bedurfte es nicht nur einer guten Bildung und wissenschaftlicher Forschungsmethoden, sondern vielmehr auch Pioniergeist, Abenteuersinn und vor allem Mut, in unbekanntes Terrain (nicht nur im geographischen Sinne) vorzustoßen und Neuland zu betreten. Die Entdecker mit ihren kühnen, von den Zeitgenossen oft als unglaublich oder schlicht verrückt angesehenen Ideen haben unser Wissen über die Welt dramatisch erweitert. Sie haben ihr Leben riskiert, angetrieben von unersättlicher Neugier, von Wissensdurst, aber auch von dem Wunsch, die Grenzen des Möglichen zu erweitern – und die der Erkenntnis.
Es waren Menschen, die sich in kaum bekannte Gebiete wagten wie die Afrikaforscher Stanley und Livingston, die Polarforscher Peary, Amundsen, Nansen und Scott oder wie Alexandra David-Neel, die jahrelang und meist als Mann verkleidet das damals völlig unbekannte Tibet erkundete. Menschen, deren Intuition und zähe Arbeit von überraschendem Erfolg gekrönt wurde, wie der Tut-Anch-Amun-Entdecker Howard Carter. Menschen, deren revolutionäre Methoden die Wissenschaft veränderten wie Hans Hass, der als Erster ein Atemgerät für Tauchgänge nutzte, das ihm erlaubte länger unter Wasser zu bleiben, tiefer zu tauchen, und der mit seinen Unterwasserfilmen einen ganz neuen Blick auf diese Welt und ihre Bewohner eröffnete. Menschen, die herausragende technische Meisterleistungen vollbrachten wie die Weltumrundung im Zeppelin durch Hugo Eckener, der Atlantikflug des Charles Lindbergh, der erste Raumflug des Juri Gagarin oder die Mondlandung des Apollo-Teams. Natürlich dürfen auch Alpinisten und ihre kühnen Pionierleistungen nicht fehlen wie die Erstbesteigung des K2 durch eine italienische Expedition, Albert MacCarthy, der den Mt.Logan erstbestieg, der Bergfotograf Vittorio Sella und natürlich der Erstbesteiger des Mt.Everest Edmund Hillary.
Dieser prächtige Band versammelt die bedeutendsten Forscher, Entdecker und Abenteurer des 19. und 20. Jahrhunderts übersichtlich in 53 Geschichten zusammengefasst. Und so findet man in diesem "Atlas der Welterkundung" die Berichte großer Entdeckungsreisen, Meilensteine in der Technikgeschichte und menschlicher Höchstleistungen, erbracht im Namen der Wissenschaft und der Neugier – präsentiert mit historischem Fotomaterial und erklärenden Texten. Er verschafft dem Leser den raschen Überblick zu historischen Zusammenhängen, bietet Chronologien langer Reisen, ordnet die handelnden Figuren zeitlich ein und setzt sie miteinander in Beziehung.
Und noch einen ganz besonderen Reiz bietet dieses außergewöhnliche Buch: Mittels 6 Altarfalzen und 22 Octavius-Aufklapptafeln wird jedes Kapitel auf die zweifache Fläche einer normalen Doppelseite vergrößert. Jedes Abenteuer, jede Entdeckung entfaltet sich buchstäblich vor den Augen des Betrachters und dieser kann das Abgebildete in einer Dimension bewundern, die buchstäblich über das gängige Buchformat hinausgeht. Das notwendige Hin- und Herfalten ist bisweilen zwar etwas nervig, wird aber durch die gebotenen, eindrucksvollen Bild-/Textposter aber weitaus aufgehoben. Das Buch scheint dem Credo seiner Protagonisten zu folgen: Ungewöhnliche Ziele erreicht man am besten mit ungewöhnlichen Mitteln. Dem Autor und dem Verlagshaus Frederking & Thaler kann zu diesem Werk gratuliert werden!