Gerfried Göschl

Spuren für die Ewigkeit

Jochen Hemmleb mit Heike Göschl-Grünwald  

Anfang März 2012 blieb Gerfried Göschl beim Versuch, als erster Mensch einen Achttausender im Winter über eine neue Route zu besteigen und zu überschreiten, am Gasherbrum I (8080 m) im Karakorum verschollen. Der Steirer war eine Ausnahmeerscheinung im Höhenbergsteigen und zwar nicht allein aufgrund seiner alpinistischen Leistungen, sondern vor allem wegen seiner Persönlichkeit und Kreativität.  

Von Beginn seiner Laufbahn als Bergsteiger trug er den persönlichen Nutzen und Wert des Bergsteigens nach außen und gab ihn weiter: Kindern vermittelte der ausgebildete Pädagoge über das Bergsteigen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Als Expeditionsorganisator schaffte er es, in dem häufig von Egozentrikern und Einzelkämpfern dominierten Feld des Spitzenalpinismus schlagkräftige Teams zu formieren, in denen jeder entsprechend seiner Stärken optimal wirken konnte. Damit lieferte er ein Beispiel für erfolgreiche Führungsarbeit, dessen Vorbildwirkung weit über das Bergsteigen hinaus reicht. In den zehn Jahren seiner Laufbahn als Höhenbergsteiger bestieg Gerfried Göschl sieben Achttausender ohne Sauerstoffgerät darunter als fünfter Österreicher den Mount Everest (8848 m). Höhepunkt war 2009 die Erstbegehung des landschaftlich großartigen Nordwestsporns am Nanga Parbat (8125 m).  

Das unter Mitwirkung seiner Frau Heike entstandene, sehr persönliche Portrait des großen österreichischen Alpinisten „Spuren für die Ewigkeit“ erinnert an das facettenreiche Leben von Gerfried Göschl. Neben den Highlights seiner Bergsteigerkarriere zeichnet es seinen Weg von seinem ursprünglichen Beruf als Lehrer zum Profibergsteiger nach – einem oft schwierigen Balanceakt zwischen Familie, Job und Leidenschaft. Gleichzeitig regt das Buch zum Nachdenken an über das viel propagierte Traumziel des Lebens für eine Passion, über das Bild und die Funktion von Berghelden und über den Profialpinismus, bei dem die Gesetze des Marktes bisweilen ähnliche Bedrohungen darstellen können wie Steinschlag, Lawinen und Stürme. Eine berührende Lektüre und eine schöne Erinnerung an einen Großen des österreichischen Alpinismus.