Die Welt aus den Angeln

Lange, kalte Winter und kurze, kühle Sommer: Im 17. Jahrhundert veränderte sich das Klima in Europa dramatisch. Das Getreide wurde knapp, Wirtschaft und Gesellschaft torkelten in eine tiefe Krise. Die Kleine Eiszeit vermittelt uns eine Vorstellung von den schweren Verwerfungen, die ein Klimawandel auslöst. Die Menschen versuchten sich mit Hilfe von Aufklärung, Wissenschaft und Technik aus der Abhängigkeit von der Natur zu befreien. Aber heute ist unsere Welt mit klimatischen Veränderungen von bisher nicht bekannter Dynamik konfrontiert, die Auswirkungen auf die modernen Gesellschaften und Wirtschaftsräume haben, Fluchtbewegungen und soziale Konflikte begründen und die Kraft haben, unsere "Welt aus den Angeln" zu heben.

Philipp Blom entfaltet ein großartiges historisches Panorama, in dem wir die Herausforderungen der Gegenwart erkennen. Er zeichnet dabei aber nicht ein apokalyptisches Endzeitbild, sondern versteht es vielmehr, die Klimageschichte als wesentliche Ursache gesellschaftlicher Entwicklungen und wirtschaftlicher Veränderungen seriös, gut fundiert und anschaulich herauszuarbeiten. Ein lesenswertes Buch, das klima- und sozialgeschichtliche Entwicklungszusammenhänge in verständlicher Weise aufzeigt und wertvolle Denkanstöße gibt, vor welchen Herausforderungen die modernen Gesellschaften stehen. Selten wurde Klimageschichte so faszinierend dargestellt, da hier eben auch ein Gefühl der Betroffenheit mitschwingt.